Die psychosoziale Beratungsstelle Tamach wird im Jahr 2014 ihre Tätigkeit nach 15 Jahren beenden. Die Tätigkeit von Tamach umfasste die psychosoziale Beratungsstelle für Holocaust-Überlebende und ihrer Angehörigen in der Schweiz (u.a. Einzel-, Gruppen und Paartherapien sowie telefonische Beratung von Personen aus der ersten und zweiten Generation), öffentliche Vorträge und Weiterbildungen für Fachpersonen, Veröffentlichung von Fachartikeln, sowie die Tätigkeit im Bereich Holocaust-Education bzw. Mitwirken bei der Etablierung des Themas Holocaust-Education in Schweizern Schulen und die jährliche Durchführung der Bigler-Preisverleihung.
Insbesondere sind zwei Tatsachen der Grund für die Beendung der Vereinstätigkeit. Die von der Beratungsstelle betreuten Holocaust-Überlebenden werden immer älter und viele von ihnen sind leider nicht mehr unter uns. Im Weiteren ist die Tätigkeit der Beratungsstelle mit ihren therapeutischen und pädagogischen Aufgaben (Holocaust-Education) sowie den wissenschaftlichen Publikationen sehr anspruchsvoll; vieles davon wurde von den Mitarbeiterinnen oft pro bono, bzw. ehrenamtlich erarbeitet und durchgeführt. Die finanziellen Mittel der Beratungsstelle sind durch den Rückgang der Spenden in den letzten Jahren immer knapper geworden und erlauben es nicht mehr, die Beratungsstelle im bisherigen Rahmen weiterzuführen.
Tamach war es wichtig, das Thema "Holocaust-Education" in der Schweiz zu etablieren und zwar insbesondere im Hinblick auf die Ausbildung von zukünftigen Lehrern und die Vermittlung des Wissens über den Holocaust an die Schüler. Es ist vorgesehen, die Aufgabe der Holocaust-Education an pädagogischen Hochschulen in der Schweiz sowie engagierten Geschichtsdidaktikern zu übergeben. Im Weiteren ist vorgesehen, dass die PH St. Gallen, den bisher im Rahmen von Tamach verliehenen Kurt Bigler-Preis weiterhin vergibt, und mit Unterstützung der Kurt Bigler Stiftung zukünftige Lehrer im Bereich Holocaust-Education ausbildet. Auch nach der Auflösung von Tamach soll eine therapeutische Unterstützung der ersten und der zweiten Generation in der Schweiz weiterhin erfolgen.
Die beiden Mitarbeiterinnen von Tamach, die Psychologin Frau Dr. phil. Revital Ludewig sowie die Familientherapeutin Miriam Victory Spiegel (M.S.W) haben sich bereit erklärt ab Januar 2014 den Holocaust-Überlebenden und den Angehörigen der zweiten Generation, die von Tamach bereits betreut werden, weiterhin so gut wie möglich zur Verfügung stehen oder um eine angemessene Nachfolgebetreuung bemüht sein. Die Internet-Seite von Tamach wird für die nachsten 10 Jahre weitergeführt und die entsprechenden Links für Beratung und Erziehungsfragen weiterhin aufführen.
Die nach Auflösung des Vereins verbleibenden Mittel werden gemäss der Statuten einer steuerbefreiten Institution mit gleicher Zwecksetzung zugewendet und zwar der Organisation Amcha, welche die gleichen Aufgaben wie Tamach in Israel betreut. Die Schenkung an Amcha Israel wird zu Ehren von Dr. phil. Nathan Durst erfolgen, der Amcha Israel mitgegründet hat und Tamach viele Jahre unterstützt hat. Im Jahr 2008 hat Dr. Durst den ersten Biglerpreis erhalten. Nathan Durst ist im Jahr 2012 in Israel gestorben.
Der Vorstand von Tamach möchte Frau Dr. Revital Ludewig und Frau Miriam Spiegel, den eigentlichen Trägerinnen von Tamach, seinen ausserordentlichen und herzlichen Dank aussprechen. Sie haben in all diesen Jahren ein unglaubliches Engagement sowohl in der Betreuung der Überlebenden und ihrer Angehörigen als auch in ihrer wissenschaftlichen Arbeit gezeigt. ln beiden Bereichen hat ihr langjähriges Wirken zu nachhaltigen Ergebnissen geführt.